Ibiza ist die drittgrößte Insel der spanischen Balearen und ist vor allem für ihr Party- und Nachtleben bekannt. Ca. 3 Millionen Reiselustige kommen jährlich auf die Insel und weltweit bekannte Clubs laden zum Rund-um-die-Uhr Feiern ein.
Seit über 20 Jahren möchte sich 24-7 Ibiza um die emotionalen, spirituellen und physischen Bedürfnisse der Menschen vor Ort kümmern.
Im West End von San Antonio drückt sich das auf unterschiedliche Weisen aus.
Von Montag bis Freitag sind wir von 23:30-4 Uhr auf den Straßen des West End unterwegs.
Die ersten 30 Minuten starten wir mit gemeinsamem Gebet und Lobpreis. Anschließend wird das Team aufgeteilt. Die eine Hälfte bleibt im Gebetsraum und verbringt die Zeit damit, gemeinsam zu beten, Gott darum zu bitten, den Menschen in seiner Liebe zu begegnen. Die andere Hälfte wird in Zweierteams ins West End geschickt und will für Menschen da sein.
Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Hier wird viel getrunken und es werden Drogen genommen, deswegen kommt es oft vor, dass wir Menschen treffen, die es mit dem Party machen übertrieben haben und sich in verletzlichen Situationen befinden, und ihnen praktisch helfen. U.a. verteilen wir Wasser, helfen Menschen zurück zu ihrem Hotel, bleiben bei ihnen bis sie ein bisschen nüchterner geworden sind. Wenn Menschen zu betrunken sind und sie deswegen kein Taxi mehr bekommen, dann haben wir einen Van, mit dem wir sie zu Ihrem Hotel bringen können.
Was wir aber besonders mögen, ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, von Ihrem Leben zu hören und wenn sich die Gelegenheit bietet, zu fragen, ob wir für sie beten dürfen. Oft passiert das direkt auf der Straße und es ist richtig schön, für Menschen zu beten und Ihnen Gottes Segen zuzusprechen.
Nach einer Stunde trifft man sich wieder in unserem Centre und es wird gewechselt. Die, die auf der Straße waren, beten und die, die gebetet haben, gehen auf die Straße.
Während einer Nacht sind meine Teampartnerin und ich von einer Frau angesprochen worden, die uns gefragt hat, ob wir ihr helfen können, ihren Rock, der gerissen ist, temporär zu reparieren. Wir konnten die Sicherheitsnadeln, die wir in unserem „Einsatzrucksack“ haben, dafür benutzen. Anschließend sind wir mit ihr und ihrem Kumpel, mit dem sie im Urlaub war, ins Gespräch gekommen. Ich hab vor allem mit ihm geredet und erklärt, wer 24-7 Ibiza ist und was wir machen. Als er gehört hat, dass wir Christen sind, hat er sich richtig gefreut. Ich durfte für ihn beten und wir haben im Anschluss noch weiter über Glauben geredet und dass er früher oft in die Kirche gegangen ist, jetzt aber schon länger nicht mehr, aber eigentlich wieder zu Gott kommen will. Wir haben über Gebet und Bibel als Möglichkeit, Gott zu begegnen gesprochen und ich konnte ihm eine unserer „Jesus loves Ibiza“ Bibeln schenken. Es ist immer ein Geschenk, wenn man sowas erleben darf.
Ich glaube, was ich diese Saison aber auch immer wieder erlebe, ist, wie man an seine Grenzen kommt und ich merke, wie sehr ich Gottes Liebe und seinen Geist brauche.
Kurz nachdem wir gewechselt hatten und im West End unterwegs waren, hat uns jemand auf ein Mädchen aufmerksam gemacht. Sie war ziemlich betrunken, aber war nicht alleine. Als wir hingegangen sind, um unsere Hilfe anzubieten, hat sich herausgestellt, dass die Leute um sie rum zwar im gleichen Hotel sind, aber nicht ihre Freunde waren. Nachdem wir erklärt haben, wer wir sind und was wir machen, war sie zuerst offen für unsere Hilfe. Nach einer Weile wollte sie aber doch nicht zurück zum Hotel, sondern weiter im West End bleiben und Party machen. Wir haben mit ein bisschen Abstand beobachtet, wie sie versucht hat, in Bars zu gehen (niemand hat sie reingelassen, weil sie zu betrunken war), Leute angesprochen hat und im nächsten Moment sehr ausfallend geworden ist. Wir haben sie immer wieder aufgefangen, bevor sie hinfallen konnte und ihr Handy und ihre Tasche aufgehoben, wenn sie ihr auf den Boden gefallen sind. Wir wollten Sie nicht alleine lassen, damit weder ihr, noch ihren Sachen, etwas passiert.
Wir haben mehrere erfolglose Versuche unternommen, mit ihr zu ihrem Hotel zu laufen, bevor sie wieder umgedreht ist. Nachdem wir ca. 50 Minuten mit ihr verbracht haben, haben wir mit einem anderen Team getauscht. Es war anstrengend, ihr im West End hinterher zu laufen, ständig aufzupassen, sich bei anderen für sie zu entschuldigen, wenn sie beleidigend geworden ist. Beim anderen Team ist sie eingeschlafen und wir konnten sie mit Hilfe eines Rollstuhls zurück zum Hotel bringen. Aber ich glaube niemand von uns hat sich nach dieser Situation wie ein besonders guter Mensch oder toller Christ gefühlt. (Das ist oft die erste Reaktion, die Menschen haben, wenn wir erzählen, was wir machen). Wir sind alle ans Ende unserer Geduld und unseres Mitgefühls gekommen. Und gerade dann ist es so wertvoll, dass man Zeit im Gebetsraum verbringt, alles an Gott abgeben kann und den Heiligen Geist darum bitten kann, uns neu mit seiner Kraft und Geduld und Liebe zu füllen.
Einer der Gründe, warum ich immer wieder nach Ibiza komme ist, dass ich den Rhythmus, den wir während den Nachteinsätzen haben, das Zeit mit Gott im Gebetsraum verbringen und seine Liebe und seinen Geist „einatmen“ und dann im West End unterwegs sein und diese Liebe ganz praktisch weitergeben, das „Ausatmen“ so wertvoll finde und schätze. 24-7 Ibiza ist noch in anderen Orten und Bereichen auf der Insel aktiv, aber alles was wir machen ist geprägt von Gebet. Es geht darum ein Segen für andere Menschen zu sein, Gottes Liebe und seine Freundlichkeit zu zeigen und nicht darum, jemanden zu verurteilen oder Glauben zu „verkaufen“. Und ich glaube, das ist es, was mich inspiriert, und immer wieder nach Ibiza kommen lässt.
Und die Sonnenuntergänge sind auch nicht schlecht 😊
Lena